TU PLANT ABRISS DES BERGBAU UND HÜTTENWESEN - GEBÄUDES
Grundstücksverkauf als Finanzspritze


Abriß statt Sanierung

Der Abriß des Gebäudes für Bergbau und Hüttenwesen soll dem Verkauf des Gründstücks dienen. Die TU verspricht sich einen höheren Erlös als die pauschal auf 40 Millionen Euro veranschlagten Sanierungskosten, vorausgesetzt, der Investor darf auf dem Grundstück ein weitaus größeres Bauvolumen realisieren. Ein eventueller Neubau dürfte sich somit vor allem in die Höhe entwickeln, also deutlich größer als das bereits 11 Stockwerke messende Gebäude für Bergbau und Hüttenwesen ausfallen. Das städtebauliche Gleichgewicht des Ernst-Reuter-Platzes mit seiner Dominanten, dem Hochhaus der TU (ehem. Telefunken) und den zehngeschossigen Scheiben, wäre empfindlich gestört.

Die hohen Sanierungskosten des Gebäudes begründet die Bauabteilung der TU hauptsächlich mit der bereits 1987 festgestellten Asbestbelastung, ohne jedoch die genauen Fakten des Gutachtens öffentlich zu machen. Die Behauptung, das Gebäude sei "unrettbar" (Zitat Rieseberg), da auch die Fassade "durchgerostet" sei, kann jedenfalls durch die Ergebnisse einer Bauaufnahme von Fassadendetails durch das Institut für Bau- und Stadtbaugeschichte der TU widerlegt werden.
Vielmehr sind die Probleme der Fassade, wie bei den meisten Gebäuden dieser Zeit, Mängel wärme- und schalltechnischer Art, die hier aber trotz der schlechten Bauunterhaltung nur zu erstaunlich geringfügigen Bauschäden geführt haben. An anderer Stelle wurden Gebäude der Nachkriegsmoderne mit ähnlicher Problematik erfolgreich saniert.



Das Modell zeigt deutlich die differenzierte Fassadengestaltung für jedes Bauteil. Variierte Stahl-Glas-Fassaden an Hochhaus und Flachbau, an den Hofseiten Putz und Glasmosaik.

Asbestbelastung als Abrißbegründung

Die Asbestbelastung ist ein Problem, das nicht schön geredet werden kann. Ohne genaue Kenntnis des vorliegenden Gutachtens ist eine fachliche Diskussion über alternative Sanierungsmaßnahmen jedoch unmöglich. Zudem wurde bisher wohl noch nicht ausreichend bedacht, daß die Kosten für eine Asbestsanierung in jedem Fall - Abbruch oder Erhalt - anfallen, und daher kaum als Argument für einen Abriß angeführt werden können.

Seit den späten achtziger Jahren plant die TU eine Grundinstandsetzung des Bergbau und Hüttenwesen- Gebäudes. Das Vorhaben wurde jedoch durch die desolate Haushaltslage immer wieder verschoben. Im Zuge einer Neustrukturierung der TU wurde die geschrumpfte Fakultät für Bergbau und Hüttenwesen aufgelöst und die verbleibenden Institute anderen Fakultäten zugeordnet. Bis 2004 soll das Gebäude geräumt sein.

Das eigentliche Problem liegt in der geringen Wertschätzung unseres architektonischen Erbes der Nachkriegszeit. Der Senat und die TU sind nicht mehr bereit, ähnliche Anstrengungen wie bei der Sanierung des ehemaligen Telefunken-Hochhauses (heute TU) oder des Architekturgebäudes zu unternehmen.
Angesichts des mangelnden Verständnisses für die Architektur und den Städtebau der Fünfziger Jahre ist die Versuchung offensichtlich zu groß, mit einem Abriß und Grundstücksverkauf der TU eine Finanzspritze zugute kommen zu lassen.


Die Wabenstruktur-Fassade der Erdgeschoßzone wirkt bei Nachtbeleuchtung wie eine Art 'Lichtsockel', auf dem das Hochhaus gleichsam zu schweben scheint.

Detailaufnahme der Stahl-Glas-Fassade am Hochhaus.
Betonung der Vertikalen, indem die tragenden Stahlstützen als Gliederungselemente aus der Fassadenebene hervortreten. Sie sind mit naturfarbenen Aluminiumblechen verkleidet. Dazwischen sitzen geschoßhohe Wendeflügel-Stahlfenster, deren Brüstungsfelder mit dunkelblauen Detopak-Glasplatten gefüllt sind. Mit hellblauem Stahlblech verkleidete Binnenstützen bereichern das subtile Farbenspiel. Zusätzlich beleben die geöffneten Wendeflügel-Fenster das Erscheinungsbild des Gebäudes.
Wendeflügel-Fenster aus Stahlprofilen am Hochhaus mit Thermopane-Verglasung (hier Milchglas).

Am Gebäude finden sich die für 50er-Jahre-Büro- und Geschäftshäuser so typischen filigranen Stahlfenster, deren Profilstärken auf ein Minimum reduziert sind.
Kreuer nutzte für das Hochhaus die noch junge Verglasungsart mit Thermopane-Scheiben. An anderer Stelle im Gebäude finden sich, je nach Nutzung, auch Verbund- und Kastenfenster aus Stahlprofilen - für ein Gebäude der 50er Jahre bedeuten diese Fenstertypen eine vergleichsweise gute Isolierung.

Die Fenster des Gebäudes sind überwiegend in gutem Zustand und können ohne weiteres ertüchtigt werden.




Ansicht eines Hochhaus-Fensters (oben) und der Erdgeschoßzone (unten).

Aufnahme des Gebäudes für Berg bau und Hüttenwesen von der Hardenbergstraße gesehen kurz nach der Fertigstellung.


© Dirk Dorsemagen  Thomas Steigenberger

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